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Steuerliche Überlegungen für Freiberufler:innen und worauf zu achten ist

15 OKTOBER 2024 | 6 MIN.

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Ob es um die Einkommensteuer, die Befreiung von der Gewerbesteuer oder die Handhabung der Umsatzsteuer für Freiberufler:innen geht – dieser Artikel bietet Ihnen einen umfassenden Überblick und praktische Tipps. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Steuerpflichten effizient und korrekt erfüllen und gleichzeitig steuerliche Vorteile optimal nutzen können. So behalten Sie Ihre Finanzen im Griff und vermeiden unnötige Überraschungen.

Grundlagen der Besteuerung für Freiberufler:innen

Die wichtigsten Steuerarten sind die Einkommensteuer und die Umsatzsteuer. Anders als Gewerbetreibende sind Freiberufler:innen von der Gewerbesteuer befreit, was einen klaren Vorteil darstellt.

Die Einkommensteuer basiert auf dem zu versteuernden Einkommen, das über die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) ermittelt wird. Die Umsatzsteuerpflicht greift, sobald der Umsatz bestimmte Freibeträge überschreitet, wobei die Kleinunternehmerregelung in einigen Fällen eine Befreiung ermöglicht.

Entscheidung: Selbstverwaltung der Steuern vs. Steuerberater:in

Freiberufler:innen müssen entscheiden, ob sie ihre Steuern selbst verwalten oder eine Steuerberatung hinzuziehen. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile.

Selbstverwaltung der Steuern:

Vorteile: Kosteneinsparungen, direkte Kontrolle über finanzielle Angelegenheiten, besseres Verständnis der eigenen Finanzen.

Nachteile: Hoher Zeitaufwand, Risiko von Fehlern und Unkenntnis über komplexe Steuergesetze.

Steuerberatung:

Vorteile: Fachkundige Beratung, Zeitersparnis, Minimierung von Fehlern, Unterstützung bei der Steuerplanung.

Nachteile: Zusätzliche Kosten, weniger direkter Einblick in die eigenen steuerlichen Prozesse.

Die Entscheidung hängt von der individuellen Situation, den Kenntnissen und den Ressourcen der Freiberufler:innen ab.

Gewerbesteuer – Befreiung für Freiberufler:innen

Freiberufler:innen sind von der Gewerbesteuer befreit, da ihre Tätigkeiten als selbstständige, wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeiten eingestuft werden. Diese Tätigkeiten fallen nicht unter den Gewerbebegriff des deutschen Steuerrechts.

Die Befreiung setzt jedoch voraus, dass die freiberufliche Tätigkeit eindeutig als solche anerkannt ist und keine gewerblichen Elemente enthält.

Voraussetzungen und Registrierung:

Registrierung beim Finanzamt: Vor Beginn der umsatzsteuerpflichtigen Tätigkeit ist eine Anmeldung beim Finanzamt erforderlich.

Rechnungsstellung: Auf Rechnungen muss die Umsatzsteuer ausgewiesen werden.

Umsatzsteuervoranmeldungen: Regelmäßige Voranmeldungen und Zahlungen der Umsatzsteuer sind notwendig.

Vorsteuerabzug: Vorsteuerbeträge auf geschäftliche Ausgaben können vom Finanzamt zurückgefordert werden.

Einkommensteuererklärung für Freiberufler:innen

Die Erstellung der Einkommensteuererklärung umfasst mehrere Schritte:

Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR): Erfassen Sie alle Einnahmen und Ausgaben des Jahres.

Steuerformulare: Nutzen Sie die Anlage S für Einkünfte aus selbstständiger Arbeit.

Absetzbare Kosten: Ziehen Sie alle berufsbedingten Ausgaben wie Büromaterial, Reisekosten und Fortbildungen ab.

Fristen: Achten Sie auf die Einreichungsfristen beim Finanzamt.

Absetzbare Kosten optimal nutzen

Es gibt zahlreiche Ausgaben, die von der Steuer abgesetzt werden können, um das zu versteuernde Einkommen zu reduzieren:

Bürokosten: Miete, Ausstattung, Büromaterialien.

Reisekosten: Fahrten zu Kund:innen und Geschäftspartner:innen, Verpflegungsmehraufwand.

Fortbildung: Seminare, Workshops, Fachliteratur.

Kommunikation: Telefon- und Internetkosten.

Versicherungen: Berufshaftpflicht und andere beruflich relevante Versicherungen.

Arbeitsmittel: Computer, Software, technische Geräte.

 

Beispiel: Wenn ein/e Designer:in einen neuen Laptop für 1.500 Euro kauft, kann dieser Betrag als Betriebsausgabe abgesetzt werden, wodurch das zu versteuernde Einkommen gesenkt wird.

Vorauszahlungen der Einkommensteuer

Vorauszahlungen der Einkommensteuer sind regelmäßige Zahlungen, die auf die voraussichtliche Steuerschuld des laufenden Jahres geleistet werden. Diese Zahlungen basieren auf dem Einkommen des Vorjahres und sollen hohe Nachzahlungen am Jahresende vermeiden. Vorauszahlungen sind vierteljährlich am 10. März, 10. Juni, 10. September und 10. Dezember fällig.

Die Einnahmen und Ausgaben sollten regelmäßig überwacht werden, um sicherzustellen, dass die Vorauszahlungen angemessen sind. Bei erheblichen Einkommensveränderungen kann ein Antrag auf Anpassung der Vorauszahlungen beim Finanzamt gestellt werden.

Besonderheiten der Umsatzsteuervoranmeldung

Die Umsatzsteuervoranmeldung ist eine regelmäßige Pflicht für viele Freiberufler:innen. Abhängig vom Umsatz im Vorjahr muss die Voranmeldung entweder monatlich oder vierteljährlich erfolgen. Bei einem Umsatz von mehr als 7.500 Euro im Vorjahr ist eine monatliche Abgabe erforderlich, während ein geringerer Umsatz eine vierteljährliche Abgabe ermöglicht.

Die Voranmeldung muss bis zum 10. Tag nach Ende des jeweiligen Voranmeldezeitraums elektronisch über das Elster-Portal eingereicht werden. Gleichzeitig ist die berechnete Umsatzsteuer zu bezahlen. Pünktliche und korrekte Voranmeldungen helfen, Strafen und Zinsen zu vermeiden.

Nutzung von Elster für Freiberufler:innen

Elster (Elektronische Steuererklärung) ist die offizielle Online-Plattform der deutschen Finanzverwaltung zur elektronischen Einreichung von Steuererklärungen. Um Elster zu nutzen, müssen Freiberufler:innen ein Benutzerkonto auf der Elster-Website erstellen und sich authentifizieren. Nach der Anmeldung können sie ihre Steuererklärungen, wie die Umsatzsteuer-Voranmeldung, Einkommensteuererklärung und weitere steuerliche Formulare, bequem online ausfüllen und einreichen.

Die Plattform bietet auch Funktionen zur Berechnung der Steuer und zur Verwaltung von Steuerbescheiden. Elster erleichtert die Einhaltung steuerlicher Pflichten und spart Zeit.

Soll-Versteuerung vs. Ist-Versteuerung

Bei der Umsatzsteuer gibt es zwei Methoden: Soll-Versteuerung und Ist-Versteuerung.

Soll-Versteuerung: Die Umsatzsteuer wird fällig, sobald eine Rechnung ausgestellt wird, unabhängig davon, ob die Zahlung bereits eingegangen ist. Diese Methode kann zu Liquiditätsproblemen führen, wenn Kund:innen spät zahlen.

Ist-Versteuerung: Die Umsatzsteuer wird erst fällig, wenn die Zahlung tatsächlich eingegangen ist. Diese Methode hilft, die Liquidität zu verbessern, ist jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen anwendbar, wie beispielsweise einem Jahresumsatz von maximal 600.000 Euro.

Strategien zur Steuerminimierung für Freiberufler:innen

Es gibt verschiedene legale Strategien, um die Steuerlast zu minimieren:

Absetzbare Ausgaben maximieren: Nutzen Sie alle möglichen Betriebsausgaben wie Bürokosten, Reisekosten und Fortbildung.

Investitionen planen: Investieren Sie in notwendige Arbeitsmittel am Jahresende, um die Steuerlast zu reduzieren.

Rückstellungen bilden: Rückstellungen für zukünftige Ausgaben können die Steuerlast im aktuellen Jahr mindern.

Steuerfreibeträge nutzen: Prüfen Sie, ob Sie Anspruch auf Steuerfreibeträge oder -vergünstigungen haben.

Kleinunternehmerregelung prüfen: Bei geringem Umsatz kann die Kleinunternehmerregelung von Vorteil sein, um die Umsatzsteuerpflicht zu vermeiden.

Abschluss und Fazit

In diesem Artikel haben wir die steuerlichen Aspekte für Freiberufler:innen behandelt. Wir sind auf die Grundlagen der Besteuerung eingegangen, haben die Unterschiede zwischen Soll- und Ist-Versteuerung erläutert und die Nutzung der Elster-Plattform beschrieben. Zudem haben wir über absetzbare Kosten und die Verwaltung von Einkommensteuervorauszahlungen gesprochen.

Ein gezieltes Vorgehen kann Ihnen helfen, die Steuerlast zu minimieren. Nutzen Sie absetzbare Ausgaben wie Bürokosten und Fortbildungen optimal, planen Sie Investitionen strategisch und halten Sie die Fristen für Umsatzsteuervoranmeldungen ein. Mit diesen Maßnahmen optimieren Sie Ihre finanzielle Situation und sichern den langfristigen Erfolg Ihrer freiberuflichen Tätigkeit.

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Von Lidya Staron

Lidya ist eine Finanzautorin mit Fachkenntnissen in den Bereichen persönliche Finanzen und Investitionen. Sie vereinfacht komplexe Finanzthemen und macht sie für alltägliche Leser leicht verständlich. Lidya hilft gerne Menschen, ihr Geld besser zu verwalten und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.

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