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Was sind die Unterschiede zwischen freiberuflicher und selbstständiger Tätigkeit?

14 AUGUST 2024 | 5 MIN.

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In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Selbstständigkeit ein, um zu verstehen, ob man sich besser als selbstständig oder freiberuflich einordnen sollte. Wir definieren die beiden Begriffe klar und untersuchen ihre rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die steuerlichen Unterschiede. 

Darüber hinaus beleuchten wir spezifische Anforderungen und Vorteile für Freiberufler:innen und Selbstständige, darunter die doppelte Buchführung und Umsatzsteuerregelungen. Abschließend geben wir praktische Tipps für den erfolgreichen Start in die Freiberuflichkeit oder Selbstständigkeit.

Was sind Selbstständige?

Selbstständigkeit in Deutschland umfasst alle Personen, die auf eigene Rechnung und eigenes Risiko wirtschaftlich tätig sind. Im Vergleich zu regulären Angestellt:innen, die in einem abhängigen Arbeitsverhältnis stehen und feste Gehälter erhalten, tragen Selbstständige die volle Verantwortung für ihre geschäftlichen Unternehmungen. 

Dies beinhaltet sowohl rechtliche als auch finanzielle Implikationen: Selbstständige müssen ihre eigenen Steuer- und Sozialversicherungsbeiträge selbst abführen und sind nicht durch das Arbeitsrecht im klassischen Sinne geschützt, was eine größere Flexibilität, aber auch potenziell höhere Risiken bedeutet.

Freiberuflich vs. Selbstständig

Was unterscheidet Selbstständige von Freiberufler:innen?

Viele fragen sich, „Ab wann man als Freiberufler:in gilt“ und „Was Freiberufler:innen von anderen Selbstständigen unterscheidet“. Freiberufler:innen sind meistens in spezialisierten, akademischen oder künstlerischen Berufen zu finden, die stark auf ihren persönlichen Qualifikationen oder kreativen Fähigkeiten beruhen. Selbstständige hingegen haben ein breiteres Tätigkeitsfeld und können in einer Vielzahl von Branchen aktiv sein, darunter Handel, Handwerk und anderen Dienstleistungen. 

In Bezug auf die Größenordnung ihrer Tätigkeit arbeiten Freiberufler:innen in der Regel allein oder in kleineren Partnerschaften. Selbstständige auf der anderen Seite können ihr Geschäft in verschiedenen Größen führen, von Einzelpersonen bis hin zu großen Unternehmen.

Typische freie Berufe

Zu den typischen freien Berufen zählen unter anderem Ärzt:innen, Rechtsanwält:innen, Architekt:innen, Ingenieur:innen, Journalist:innen, Künstler:innen und einige Lehrberufe. Diese Berufe zeichnen sich durch eine hohe Qualifikation und oft auch durch eine berufsständische Organisation aus.

Vorteile von Freiberufler:innen

  • Flexibilität: Freiberufler:innen haben in der Regel eine größere Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten und -ort.

  • Spezialisierung: Sie können sich auf ihre Fachgebiete konzentrieren und ihre Expertise vertiefen.

  • Steuerliche Vorteile: Wie bereits erwähnt, entfällt die Gewerbesteuer.

Anforderungen an Freiberufler:innen

  • Qualifikation: Oft ist eine hohe fachliche Qualifikation oder ein akademischer Abschluss erforderlich.

  • Eigenverantwortung: Freiberufler:innen müssen ihre Geschäfte eigenverantwortlich führen, was umfassende Kenntnisse in Bereichen wie Finanzmanagement und Kundenakquise erfordert.

Angestellt und gleichzeitig freiberuflich tätig – geht das?

Es ist möglich, neben einer Festanstellung auch freiberuflich tätig zu sein. Dabei müssen jedoch bestimmte Bedingungen beachtet werden, wie zum Beispiel die Zustimmung des Arbeitgebers und die Vermeidung von Interessenkonflikten. Diese Kombination kann ein zusätzliches Einkommen generieren und bietet eine Möglichkeit, eine freiberufliche Tätigkeit aufzubauen, während man noch über ein festes Einkommen verfügt.

Was sind Freelancer:innen?

Freelancer:innen sind selbstständige Personen, die projekt- oder auftragsbezogen arbeiten, oft im Rahmen der sogenannten Gig-Economy. Diese Form der Wirtschaft zeichnet sich durch zeitlich begrenzte, flexible Aufträge aus, die unabhängige Auftragnehmer anstelle traditioneller Angestelltenverhältnisse nutzen. Freelancer:innen bieten ihre Dienste in der Regel auf Projektbasis an und arbeiten für mehrere Auftraggeber, oft in digitalen oder kreativen Berufsfeldern.

Unterschiede zwischen Freiberufler:innen und Freelancer:innen

Während Freiberufler:innen oft in klassischen, akademischen Berufen mit spezifischen Qualifikationen tätig sind, arbeiten Freelancer:innen in einer breiteren Palette von Branchen und benötigen nicht unbedingt spezialisierte Ausbildungen. Freiberufler:innen sind in der Regel stärker in ihren Berufsständen verankert, während Freelancer:innen oft projektbezogene, flexible Tätigkeiten ausüben. 

Unterschiede: Gewerbetreibende, Freiberufler:innen und Freelancer:innen auf einem Blick

  • Gewerbetreibende: Sind in traditionellen Geschäftsbereichen tätig und müssen ein Gewerbe anmelden.

  • Freiberufler:innen: Üben meist akademische oder künstlerische Berufe aus und sind von der Gewerbeanmeldung befreit.

  • Freelancer:innen: Arbeiten projektbasiert in verschiedenen Branchen, oft im Kontext der Gig-Economy.

Gewerbesteuer und ihre Auswirkungen

Gewerbetreibende sind zur Zahlung der Gewerbesteuer verpflichtet, während Freiberufler:innen und viele Freelancer:innen davon befreit sind. Dies kann einen erheblichen Einfluss auf die finanzielle Planung und die Steuerlast haben. Beachten Sie, dass dies auch für Einzelunternehmen gelten kann, obwohl sie in diesem Kontext weniger zentral sind.

Doppelte Buchführung

Die für größere Gewerbebetriebe verpflichtende doppelte Buchführung ist ein komplexes System der Finanzbuchhaltung, das sämtliche Geschäftsvorfälle doppelt erfasst. Freiberufler:innen und einige Freelancer:innen können oft die einfachere Einnahmen-Überschuss-Rechnung nutzen.

Umsatzsteuer

Sowohl Gewerbetreibende als auch Freiberufler:innen und Freelancer:innen sind in der Regel umsatzsteuerpflichtig. Die Kleinunternehmerregelung kann jedoch von Freiberufler:innen und Freelancern´:innen in Anspruch genommen werden, um sich unter bestimmten Voraussetzungen von der Umsatzsteuer zu befreien.

Finanzmanagement für Selbstständige und Freiberufler:innen

Ein effektives Finanzmanagement ist für Selbstständige (sehen Sie auch: Das Geschäftskonto für Selbstständige) und Freiberufler:innen sehr wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein. Hier haben wir einige grundlegende Tipps und Strategien:

Tipps für effektives Finanzmanagement

  • Liquiditätsplanung: Behalten Sie immer einen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben. Dies hilft Ihnen, Liquiditätsengpässe zu vermeiden und sicherzustellen, dass Sie stets genug Geld zur Verfügung haben, um Ihre laufenden Kosten zu decken.

  • Notfallfonds: Es ist ratsam, einen Notfallfonds aufzubauen, der im Idealfall Ihre Betriebskosten für einige Monate decken kann, falls es zu Einkommenseinbußen kommt.

Budgetierung, Ausgabenverfolgung und Steuerplanung

Für eine effektive Budgetierung ist es wichtig, sowohl feste als auch variable Kosten einzuplanen und die Ausgaben regelmäßig zu überwachen, um im Rahmen des Budgets zu bleiben. Zur Ausgabenverfolgung empfiehlt sich der Einsatz von Buchhaltungssoftware oder -apps, die auch bei der Steuererklärung hilfreich sind. Bei der Steuerplanung sollten alle relevanten Steuerarten wie Einkommen-, Umsatz- und gegebenenfalls Gewerbesteuer berücksichtigt werden. 

Werkzeuge und Ressourcen für das Finanzmanagement

  • Buchhaltungssoftware: Programme wie QuickBooks, FreshBooks oder Zoho Books können dabei helfen, Ihre Finanzen zu organisieren und zu automatisieren.

  • Steuerberatungs-Apps: Apps wie Taxfix oder Steuerbot können nützlich sein, um einen Überblick über Ihre steuerlichen Verpflichtungen zu behalten.

  • Online-Banking und Finanz-Apps: Nutzen Sie Online-Banking und Finanz-Apps, um Ihre Konten zu überwachen und Zahlungen zu verwalten.

Tipps für den Start in die Selbstständigkeit oder Freiberuflichkeit

Marktforschung

Um sich erfolgreich im Markt zu positionieren, ist es wesentlich, den Markt und die Bedürfnisse der Zielkund:innen genau zu verstehen sowie die Konkurrenz zu analysieren. Es ist hilfreich, unerschlossene Nischen oder Bedürfnisse zu identifizieren, um sich einen Vorteil gegenüber Mitbewerbenden zu sichern. Außerdem kann frühzeitiges Einholen von Kundenfeedback, beispielsweise durch Umfragen, wertvolle Einblicke für die Ausrichtung des eigenen Geschäfts bieten.

Geschäftsplanung

Entwickeln Sie ein klares Geschäftsmodell, das festlegt, wie Sie Geld verdienen möchten, einschließlich Ihrer Preisstrategie, Vertriebskanäle und Angebotsstruktur. Erstellen Sie zudem einen umfassenden Finanzplan, der Start- und laufende Kosten sowie erwartete Einnahmen und eine Gewinnschwellenanalyse beinhaltet. Setzen Sie außerdem klare und messbare Ziele für Ihr Unternehmen, um den Fortschritt effektiv überwachen und bei Bedarf Anpassungen vornehmen zu können.

Rechtliche Einrichtung

Wählen Sie eine Rechtsform für Ihr Geschäft, wie zum Beispiel Einzelunternehmen, GbR, UG oder GmbH, unter Berücksichtigung der steuerlichen und rechtlichen Aspekte. Melden Sie Ihr Gewerbe an und informieren Sie das Finanzamt über Ihre selbstständige Tätigkeit. Außerdem ist es wichtig zu klären, welche Versicherungen notwendig sind und ob für Ihre Geschäftstätigkeit spezielle Genehmigungen oder Lizenzen erforderlich sind.

Zusammenfassend lässt sich festhalten

Selbstständigkeit vs. Freiberuflichkeit: Während Selbstständige ein breites Spektrum an Tätigkeiten umfassen und gewerbesteuerpflichtig sein können, konzentrieren sich Freiberufler:innen oft auf akademische, künstlerische oder beratende Berufe und sind von der Gewerbesteuer befreit.

Freelancer:innen: Sie stehen oft im Kontext der Gig-Economy, arbeiten projektbezogen und unterscheiden sich in ihrer Flexibilität und Autonomie von traditionellen Angestellten und Freiberuflern.

Finanzmanagement: Effektives Finanzmanagement, einschließlich sorgfältiger Budgetierung, Ausgabenverfolgung und Steuerplanung, ist entscheidend für den Erfolg in der Selbstständigkeit.

Gründung: Eine gründliche Marktforschung, durchdachte Geschäftsplanung und die Beachtung rechtlicher Aspekte sind essenziell für einen erfolgreichen Start.

Der Schritt in die Selbstständigkeit oder Freiberuflichkeit erfordert Mut, Engagement und sorgfältige Planung. Mit dem richtigen Wissen und den entsprechenden Werkzeugen ausgestattet, können diese beruflichen Wege jedoch zu persönlicher und finanzieller Erfüllung führen.

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Von Lidya Staron

Lidya ist eine Finanzautorin mit Fachkenntnissen in den Bereichen persönliche Finanzen und Investitionen. Sie vereinfacht komplexe Finanzthemen und macht sie für alltägliche Leser leicht verständlich. Lidya hilft gerne Menschen, ihr Geld besser zu verwalten und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.

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